Wissenschaftstagung Ökolandbau in Weihenstephan bringt mehr als 530 Experten aus 12 europäischen Ländern zusammen

Das Motto "Ökologischen Landbau weiterdenken: Verantwortung übernehmen, Vertrauen stärken" zog mehr als 530 Wissenschaftler, Praktiker und Berater aus zwölf europäischen Ländern an den grünen Campus Weihenstephan. Vergangene Woche diskutierten sie anlässlich der 14. Wissenschaftstagung "Ökologischer Landbau" zentrale Fragen und Herausforderungen des ökologischen Landbaus in der Zukunft.

Wie können Öko-Betriebe am Markt bestehen und gleichzeitig das vom Verbraucher geschätzte Versprechen vom verantwortungsvollen Umgang mit Tier und Natur halten? Wie kann mit nachhaltiger Nährstoffversorgung, innovativen Pflanzenbausystemen, tiergerechten Haltungsverfahren und modernen landtechnische Lösungen der ökologische Landbau "weiterentwickelt" werden? Die Technische Universität München (TUM), die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) luden zu 140 Vorträgen, 10 Fachexkursionen und 24 Workshops ein. Die Themenfülle bot Betriebsleitern, Wissenschaftlern und Marktakteuren Antworten auf viele aktuelle Fragen, aber auch zu grundlegenden strategischen Fragen der Zukunft des Ökologischen Landbaus. Zusätzlich regten die Ideen und laufende Projekte, die auf 100 Postern vorgestellt wurden, intensive Diskussionen an und sorgten für einen fruchtbaren Austausch.

Vom 7. bis 10 März stand der Dialog zwischen den Öko-Experten aus Wissenschaft, Praxis und Beratung im Mittelpunkt. Das umfassende Programm mit Exkursionen, Vorträgen, Posterdiskussionen und Workshops bot Themen aus Pflanzenbau, Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffmanagement sowie Landtechnik, Tierhaltung und Tiergesundheit. Aber auch die Vermarktungsseite kam nicht zu kurz, die Wertschöpfungsketten vom nachhaltigen Anbau bis hin zur ökologischen Lebensmittelverarbeitung wurden genau unter die Lupe genommen. Gerade die regen Diskussionen waren deutlicher Beweis, dass die renommierte Tagung Themen aufgriff, die die Ökobranche bewegen.

Fachexkursionen zeigen Vielfalt und Innovationen des ökologischen Landbaus in Bayern

Zehn Fachexkursionen waren Grundlage für einen regen Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Erfolgreiche Ökolandbau-Forschung sollte Herausforderungen und Fragen der Praxis aufgreifen und bearbeiten, wie beispielsweise neue Pflanzenkrankheiten oder  die Bewertung neuer Technologien und deren Umsetzbarkeit im Ökolandbau.

Podiumsvorträge und Eröffnungsrede

Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner sprach in seiner Eröffnungsrede vom BioRegio-Land Bayern. Mehr als ein Drittel der deutschen Bio-Betriebe wirtschafte in Bayern, so Brunner. Damit die Praxis weiterhin zukunftsweisend und -fähig bleiben könne, brauche es die Forschung als ein Wegweiser für die Praxis, so der Minister.

Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen, Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der TUM stellte die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt. Die Wechselbeziehungen und -wirkungen zwischen der ökologischen Landwirtschaft und der Natur gelte es zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. So böten beispielsweise Betriebe mit Tierhaltung oder nachhaltiger Biogaserzeugung die Chance, die Nährstoffkreisläufe zu optimieren sowie Grundwasser und Gewässer zu schonen.

Dr. Annette Freibauer, Leiterin des LfL -Instituts für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz stellte die aktuellen Schwerpunkte des an ihrem Institut angesiedelten Kompetenzzentrums Ökolandbau an der LfL vor. Es wurde 2013 eingerichtet und steht unter der Leitung von Dr. Klaus Wiesinger. Die LfL legt den Fokus in Versuchen auf praxisreife Lösungen, z.B. spezielle krankheitsresistente Getreidesorten für den Ökolandbau oder neue Maschinen zur mechanischen Unkrautregulierung. Arbeitskreise und das BioRegio Bayern 2020 - Betriebsnetz stehen für einen schnellen und erfolgreichen Wissenstransfer sowie einen engen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis - Forschung am Puls der Praxis.

Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler, Professur für Tierproduktionssysteme in der ökologischen Landwirtschaft an der Fakultät Land- und Ernährungswirtschaft der HSWT ging auf die Herausforderungen der Tierhaltung ein. Die Tierhaltung, und ganz besonders die ökologische Tierhaltung ist beim Verbraucher sehr emotional besetzt und hier gilt es das Vertrauen zu rechtfertigen. Mehr Tierwohl, vielleicht auch mit robusten Rassen muss immer auch gesunde Tiere im Fokus haben, die tiergerecht und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten und gefüttert werden.

Der bekannte Münchner Philosoph und Hochschullehrer Prof. Julian Nida-Rümelin sprach zum Abschluss der Tagung über Ethik und Ernährung.

Der "Grüne Campus" Weihenstephan erwies sich als idealer Standort für die Tagung. Hier forschen und lehren die drei am Campus ansässigen Veranstalter seit über 20 Jahren zum ökologischen Landbau. Damit konnten sie den Teilnehmern ideale Rahmenbedingungen für die Tagung bieten.

Die Wissenschaftstagung findet alle zwei Jahre an einem anderen Agrarforschungs-Standort in Deutschland, Österreich oder der Schweiz statt. 2019 wird die Veranstaltung an der Universität für Ökologische Agrarwissenschaften in Kassel-Witzenhausen stattfinden, wie Dr. Uli Zerger, geschäftsführender Vorstand der SÖL und Schirmherr der Tagung, in seinem Schlusswort in Freising verkündete.
 

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