Podiumsdiskussion zu Mikroplastik im Boden findet regen Zuspruch

Unter dem Titel Mikroplastik im Boden – (k)ein Thema für die Biobranche?! veranstaltete die Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) am 14.02. im Rahmen des Kongressprogramms eine Podiumsdiskussion auf der diesjährigen Biofach. Mit rund 70 Teilnehmenden stieß die Veranstaltung auf großes Interesse unter den Besuchern der Weltleitmesse für Biolebensmittel.

V.l.n.r.: Olaf Börner (Flustix), Johannes Augustin (SÖL), Lea Heidbreder (Uni Koblenz Landbau). (c) SÖL

Johannes Augustin (SÖL) moderierte die Diskussion und verwies in den einführenden Worten auf die Notwendigkeit, sich als Akteure aus der Landwirtschaft mit möglichen Folgen von Mikroplastik auf die Gesundheit der Böden zu beschäftigen: „Wenn man bedenkt, dass über 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion vom Boden abhängen, dann ist das schon Rechtfertigung genug, um der Frage nachzugehen, welche Effekte Mikroplastik im Boden auf das Bodenleben, die Prozesse im Boden und letztlich auch auf das Pflanzenwachstum hat“. Denn bisher galt das Interesse um die Plastikverschmutzung vorwiegend den Auswirkungen auf die Ozeane.

Als einer der ersten Wissenschaftler untersuchte Dr. Anderson Abel de Souza Machado vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie & Binnenfischerei (IGB) die biologischen Auswirkungen von Plastikpartikeln (kleiner als fünf Millimeter) auf das Erdreich. In einem packenden Impulsvortrag machte der Forscher den Besuchern die Ergebnisse seiner Forschung anschaulich deutlich: Mittels verschiedener Versuche mit Frühlingszwiebeln und Salat hat er festgestellt, dass Mikroplastik, je nach Größe und Art des Kunststoffs, die mikrobielle Aktivität der Böden reduzieren kann, was sich negativ auf die Nährstoffkreisläufe auswirkt. Machado beschrieb außerdem, dass die kleinen Kunststoffpartikel das Wurzelwachstum beeinflussen können. Laut des Forschers hat dies Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum und die Biomasseproduktion. Anhand von beeindruckenden mikroskopischen Aufnahmen zeigte der Wissenschaftler, wie kleinste Partikel über die Wurzelhaare von der Pflanze aufgenommen werden können und so womöglich auch den Weg in unsere Nahrungsmittelkette finden. „Mikroplastik im Boden mag zwar nicht das größte aktuelle Umweltproblem darstellen, wir sollten dennoch weiter an dessen Folgen forschen“, so das Fazit von Machado.

Um bei der Veranstaltung nicht nur Missstände zu erörtern, schilderte Olaf Börner vom jungen Unternehmen Flustix Lösungsmöglichkeiten, um Plastikmüll zu vermeiden. Das Unternehmen bietet Verbrauchern seit letztem Jahr bei der Wahl ihrer Produkte eine Orientierung und Transparenz in Bezug auf plastikfreie Artikel an. Mit einem Siegel haben bewusste Konsumenten so die Möglichkeit, sich gezielt für Artikel ohne Plastik zu entscheiden. „Das Werben mit Selbstverständlichkeiten ist zwar nicht erlaubt, es zeigt sich jedoch bereits am Beispiel von Salz, dass keineswegs per Definition sichergestellt ist, das Nahrungsmittel plastikfrei sind“. So die Antwortet des Unternehmers auf die Frage, ob es zukünftig notwendig sein wird, Nahrungsmittel als plastikfrei zu kennzeichnen.

Die Frage, wie groß der Schritt vom Problembewusstsein zum Handeln ist, diskutierte Lea Heidbreder. Sie arbeitet als Doktorandin an der Universität Koblenz Landau in einem interdisziplinären Plastik-Forschungsprojekt zur Frage der Konsum- und Verhaltensveränderungen bei Verbrauchern. Die junge Wissenschaftlerin verwies in der Diskussion auf das steigende Problembewusstsein vieler Verbraucher zum Thema Mikroplastik in Lebensmitteln. „Aufgrund der höheren Werteorientierung vieler Einkäufer von Biolebensmitteln ist es denkbar, dass diese Gruppe auch bereit wäre, mehr für ein Produkt mit reduziertem Plastikanteil zu bezahlen“, so Heidbreder.

Die Podiumsdiskussion stand unter dem Kongressschwerpunkt „System Bio – im Ganzen gesund“ und schaffte so ein Bewusstsein über die Folgen von Mikroplastik für die Gesundheit der Böden und Menschen.

>> Ein Artikel zu diesem Thema ist in Ökologie & Landbau 4/2018 erschienen: Machado, A. (2018): Mikroplastik. Ein Problem mit ungewissen Folgen. In: Ökologie & Landbau 3/2018, SÖL, Bad Dürkheim

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