Gut besuchte Witra zum Trockenstress bei Reben

Mehr als 40 Personen besuchten am 13. November die Wissenstransfer-Veranstaltung zum Thema Begrünungsmanagement und Wasserversorgung der Rebe bei Trockenstress. Die gemeinsame Veranstaltung der SÖL und der Bioland Beratung GmbH war bis auf den letzten freien Platz ausgebucht – kein Wunder bei dem Witterungsverlauf in diesem Jahr.

Biologisch angebaute Trauben. (c) Europäische Kommission

Ein Blick auf die Entwicklung der Jahresdurchschnittstemperaturen zeigt die Aktualität des Themas: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880 wurden neun der zehn wärmsten Jahre nach 2000 verzeichnet. Der Klimawandel ist angekommen mit erheblichen Folgen für die Landwirtschaft.

Christian Deppisch von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim hob in seinem Vortrag die Rolle des Humus als Wasserspeicher des Bodens hervor. Durch den Anbau von vielfältigen Begrünungsmischungen, die an den jeweiligen Standort angepasst sind, kann der Humuswert langfristig gesteigert werden. Um bereits bei der Aussaat möglichst wasserschonend zu arbeiten stellte er verschiedene neue Direktsaatverfahren vor. Wer auch zukünftig bei zunehmender Trockenheit nicht auf den Anbau von Begrünungen verzichten will, für den könnten starkwüchsige Unterlagen von größerem Interesse sein, um die Wasserkonkurrenz der Begrünungspflanzen und der Rebe zu minimieren.

Im zweiten Teil ging Dr. Wolfgang Patzwahl vom Büro für Technik und Management im Wein- und Gartenbau auf die physiologischen Stressreaktionen der Rebe bei Hitze und Trockenheit ein. Das heiß-trockene Jahr 2018 veranlasste Patzwahl dazu, den Winzern einen wichtigen Rat für den beginnenden Rebschnitt mitzugeben: Aufgrund der Hitze setzte in den Reben ein frühzeitiger Alterungsprozess ein, der zu einer ungewöhnlich frühen Holzreife führte. Dadurch konnten weniger Reservestoffe in das Holz eingelagert werden, was sich auf den Ertrag des Folgejahres auswirken wird. Somit sollte beim Rebschnitt ein rund 20-30 Prozent geringeres Ertragsniveau angepeilt werden. Des Weiteren hob Patzwahl die steigende Bedeutung von Bewässerungsmöglichkeiten hervor. Dies kann sogar bei anhaltender Trockenheit noch nach der Lese sinnvoll sein, um die Zellen in der Pflanze vital zu halten.

Im letzten Teil zeigte Marcel Idler, Berater bei BioFa und selbst Winzer, welche Pflanzenschutzstrategien unter Hitze und Trockenheit für den ökologischen Weinbau sinnvoll sind. Salzhaltige Mittel erhöhen den osmotischen Stress und müssen somit vorsichtig ausgebracht werden.

Die Veranstaltung zeigte vor allem eins: Zukünftig wird es immer wichtiger werden, dass die Winzer in der Lage sind, ihr Anbausystem an die gegebenen Witterungsbedingungen anzupassen. Was in einem Jahr funktionierte kann im nächsten Jahr unpassend sein. Den Winzern werden somit weitere Anpassungsstrategien abverlangt.

Die Wissenstransfer-Veranstaltungen werden gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

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