Den Boden erhalten: vom Nutzen des Schützens

Netzwerk „Lebendiger Boden als gemeinsame Basis für Naturschutz und Landwirtschaft“ stellt Thesenpapier vor

Auf Initiative des WWF traf sich über zwei Jahre lang eine Gruppe von Landwirten und Naturschützern in Kassel, um Wege jenseits einseitiger Sichtweisen und festgefahrener Konflikte zu finden. Es ging um die Frage, wie wir unsere Böden in der Landwirtschaft so bestellen und pflegen können, dass auch unsere Enkel noch davon leben können – ja vielleicht sogar besser, als wir heute.

Am 22.11.2018 stellte das Netzwerk nun in Berlin seine Thesen vor und diskutierte diese in einem erweiterten Kreis mit geladenen Gästen aus Landwirtschaft und Naturschutz.

Fachkräfte des Naturschutzes lernen in ihrer Ausbildung in der Regel die Grundlagen und Praxis der Landwirtschaft kaum kennen. Andererseits bringen die bäuerliche Lehre und das Landwirtschaftsstudium nur sehr wenig Wissen über ökologische Zusammenhänge mit sich.

Ausgehend von diesen allzu getrennten Wissensbereichen und Lebensrealitäten („Blasen“), in denen sich die meisten Beteiligten bewegen, haben die Teilnehmer des Netzwerkes vor zwei Jahren begonnen, einander zuzuhören, Kritik auszuhalten und respektvoll um eine gemeinsame Basis und gemeinsam getragene Forderungen zu ringen.

Das erarbeitete Thesenpapier enthält eine Analyse und klare Forderungen für einen partnerschaftlichen Umgang mit dem Boden: Ziele, Grenzen und Entwicklungsbedarf für eine Landwirtschaft, die notwendigerweise zugleich Naturschutz sein muss. Damit steht die Debatte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zugleich in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen von Boden bis Klima.

Im Thesenpapier heißt es u.a.:
„Böden sind Natur, die natürliche Ökosysteme und auch Agrarökosysteme trägt. Wir erkennen an, dass das Leben im und auf dem Boden eigene Bedürfnisse hat, deren Kenntnis durch die Bewirtschafter wichtig und deren Erfüllung in der Regel gut für eine nachhaltige Landwirtschaft ist. Dies erfordert ein Bodenbild, das über eine Sichtweise des Bodens als „Rohstoff“ und „Dienstleister“ hinausgeht.
Eine Landwirtschaft, die intensiv mit Monokulturen oder engen Fruchtfolgen arbeitet, die stark chemisch und mechanisch in den Boden eingreift oder mit zu hohen Viehbesätzen pro Hektar wirtschaftet, verringert die Mächtigkeit, Lebensvielfalt und natürliche Produktivität der ursprünglichen Böden. Es ist eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe, diese Abbauprozesse umzukehren und einen wirklich nachhaltigen Landbau zu gestalten. Für die Zukunft sehen wir es als unverzichtbar an, Bodenschutz im Agrarland als Teil des Naturschutzes zu verstehen und einen ökologisch tatsächlich nachhaltigen, an Eigenschaften natürlicher Ökosysteme orientierten Landbau - Zwecks Gewinnung von Lebensmitteln - in Forschung und Praxis zu etablieren.“

Stellvertretend für die Gruppe

Andrea Beste (Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND: Fach-Arbeitskreis Bodenschutz,), Sepp Braun (Bioland Verband), Stefan Cramm (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft: Junge DLG), Birgit Wilhelm (FH Erfurt), Matthias Meißner und Nikola Patzel (WWF Deutschland), Ludwig Wreesmann und Jana Epperlein (Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung GKB), Uli Zerger (Stiftung Ökologie & Landbau)

Link zum Thesenpapier

https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/internationale-agrarpolitik/der-boden-der-lebensvielfalt/lebendiger-boden-fuer-landwirtschaft-und-naturschutz

 Drucken